„Beides ist für unseren Industriestandort und damit auch für die Arbeitsplätze eine existenzielle Bedrohung“, erklärte der Präsident des Verbandes der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen (METALL NRW), Arndt G. Kirchhoff, am Freitag in Gelsenkirchen. Bei der ersten Tarifver-
handlung für die rund 700.000 Beschäftigten dieses Industrie- zweigs in NRW betonte er, die Tarifrunde 2022 finde in einem noch schwierigeren und unsicheren Umfeld statt als während der Corona-Pandemie. „Vor diesem Hintergrund wirkt die Acht- Prozent-Forderung der IG Metall wie aus der Zeit gefallen“, sagte Kirchhoff. Er verstehe die Sorgen der Beschäftigten, erwarte aber, dass die IG Metall auch die Ausnahmesituation in den Be-
trieben zur Kenntnis nehme. Kernaufgabe der nächsten Wochen und Monate müsse es sein, die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit der Industrie in Deutschland zu gewährleisten. Dazu müsse auch die Tarifpolitik beitragen. Für viele M+E-Unternehmen stelle sich die Frage, ob hierzulande Investitionen noch wirtschaftlich darstellbar seien.
„Es muss alles getan werden, damit wir auch in zehn Jahren noch Industriestandort sind“, so Kirchhoff. Das werde aber nicht zu schaffen sein, wenn die Kosten der Unternehmen durch eine überzogene Tarifpolitik zusätzlich massiv in die Höhe getriebennwürden. Tarifverträge müssten auch jene Betriebe verkraften können, denen es wirtschaftlich nicht gut gehe. Deren Zahl werde sich ganz sicher noch erhöhen. Auf diese zunehmende Hete-
rogenität müsse die Tarifpolitik langfristige Antworten geben.
„Hier brauchen wir dauerhafte Instrumente, die automatisch greifen“, betonte er. Eine Zuspitzung der politischen und wirtschaftlichen Lage im Herbst sei nicht auszuschließen. Metallarbeitgeber und IG Metall müssten sich umso mehr bewusst sein, dass der Umgang miteinander in der Tarifrunde auch stilbildend für die gesellschaftspolitische Debatte im Land sein könne. „Dieser Verantwortung müssen wir gerecht werden“, sagte Kirchhoff.