Die Ursache des Problems ist immerhin schon 60 bis 70 Jahre alt: Damals, zwischen 1950 und 1964, kamen in Deutschland Jahr für Jahr mehr als eine Million Kinder zur Welt. Dann folgte der berühmte Pillenknick und bis Mitte der 1970er Jahre ging die Zahl der Geburten auf rund 780.000 zurück. Seitdem verharrt sie mehr oder weniger auf diesem Niveau – auf dem Geburten-Höhepunkt im Jahr 1964 waren es noch mehr als 1,3 Millionen Kinder.
Nun gehen die Babyboomer nach und nach in Rente, und wenn sich – wovon auszugehen ist – an der Entwicklung der Geburtenrate, der Lebenserwartung und der Zuwanderung nichts Grundlegendes ändert, bekommt der deutsche Arbeitsmarkt damit ein großes Problem (Grafik):
Derzeit sind rund 65 Prozent der deutschen Bevölkerung 18 bis 67 Jahre alt – bis Mitte der 2030er Jahre wird der Anteil der Erwerbspersonen auf weniger als 60 Prozent zurückgehen.
Nun mag ein Minus von rund 5 Prozentpunkten nicht nach besonders viel klingen, in absoluten Zahlen bedeutet es allerdings, dass dem Arbeitsmarkt im Vergleich zu heute fünf Millionen Menschen weniger zur Verfügung stehen werden – eine Entwicklung, die durch Zuwanderung allein nicht aufgehalten werden kann. Die ökonomischen Konsequenzen einer schrumpfenden Erwerbsbevölkerung sind gravierend und gefährden den Wohlstand, weil gleich zwei Effekte zusammenkommen:
Erstens muss eine kleiner werdende Zahl an Erwerbstätigen die Einkommen einer größer werdenden nicht arbeitenden Bevölkerung erwirtschaften, sprich vor allem die steigenden Rentenausgaben finanzieren.
Zweitens schrumpft das Angebot an Arbeitskräften, was sich negativ auf das sogenannte Wachstumspotenzial auswirkt.
Ein Ausweg aus diesem Dilemma führt über eine steigende Produktivität – die arbeitenden Bundesbürger müssten also pro Arbeitsstunde immer mehr erwirtschaften. Doch die Zeiten von spürbaren Produktivitätsgewinnen sind lange vorbei (Grafik):
Erreichten die Bundesbürger in den 1960er Jahren im Fünfjahresdurchschnitt noch einen Produktivitätszuwachs von gut 5 Prozent, stieg die Stundenproduktivität im Zeitraum 2016 bis 2020 nur noch um durchschnittlich 0,8 Prozent.
Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft