Um ein konkretes Bild über die aktuellen Standortbedingungen im Hochsauerlandkreis zu bekommen, hat der Unternehmensverband Westfalen-Mitte gemeinsam mit Unternehmer NRW beim Kölner Institut der Deutschen Wirtschaft eine Niveau- und Dynamikstudie in Auftrag gegeben.
17 standortrelevante Indikatoren aus den Bereichen Wirtschaft, Arbeiten, Wohnen und Lebensqualität wurden analysiert und mit den anderen Kommunen in NRW verglichen. Im Gesamtranking Niveau erreichten sechs Städte gute Ergebnisse. Im Gesamtranking Dynamik liegen fünf Städte auf vorderen Plätzen. Egbert Neuhaus, Vorsitzender des Unternehmensverbandes: „Insgesamt gesehen muss der Hochsauerlandkreis den Vergleich mit anderen Landkreisen nicht scheuen, auch wenn es sicherlich in allen Städten noch Herausforderungen zu bewältigen gilt.“
Wirtschaft
Ein Schlüsselfaktor für Unternehmen ist eine hochleistungsfähige Breitbandversorgung mit mindestens 200 Mbit/s. Hier schneiden die Kommunen des HSK überwiegend gut ab: neun der zwölf Städte können sich im NRW-Vergleich im oberen Drittel platzieren. Mit einer Versorgungsrate von 96 Prozent hat Arnsberg im Kreis die beste Versorgungsrate und zählt auch in NRW zu den am besten versorgten Kommunen. In den Städten, in denen die Versorgung derzeit noch nicht optimal ist, wird der Breitbandausbau aber kontinuierlich weiterverfolgt.
Die Gewerbesteuerhebesätze, die für Unternehmen ein relevanter Faktor bei der Standortwahl darstellen, fallen im HSK mehrheitlich durchschnittlich aus. Auch die Analyse der gemeindlichen Steuerkraft ergab recht positive Ergebnisse: Sieben Kommunen liegen im NRW Vergleich im oberen Drittel und sind finanziell so solide aufgestellt, dass sie den Unternehmen wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen bieten können. Einen kleinen Wehmutstropfen ergab der Blick auf die Patentanmeldungen, also die Innovationskraft des Hochsauerlandkreises. Zwar belegen drei Städte im NRW-Vergleich gute Plätze, andere liegen aber im unteren Drittel, drei sogar am Ende der Liste.
Arbeit
Alle Kommunen im Kreis haben im Vergleich zum NRW-Durchschnittswert eine deutlich höhere Arbeitsplatzversorgung, die in den vergangenen Jahren auch im gesamten Kreis weiter ausgebaut werden konnte. Damit zählt das Hochsauerland zu den attraktiven Regionen für qualifizierte Fachkräfte. Die Beschäftigungsrate der Frauen fällt kreisweit gesehen allerdings teilweise unterdurchschnittlich aus.
Wohnen
Im Schnitt liegt der Hochsauerland bei der Erteilung von Baugenehmigungen und im Neubau von Wohnungen lediglich im unteren Drittel von NRW. Allerdings stellen alle Kommunen im Kreis auch deutlich mehr Wohnfläche pro Einwohner zur Verfügung als der NRW Durchschnitt. Elf Städte liegen hier im oberen Drittel, acht sogar in den Top 100. Auch in einem weiteren wichtigen Kriterium schneidet der HSK für seine Bewohner gut ab. Die Breitbandversorgung mit mindestens 50 Mbits/s für Privatpersonen fällt vergleichsweise gut aus. Allerdings sind die Unterschiede zwischen einzelnen Städten groß. Aber auch in den Städten mit weniger guten Versorgung, soll der weitere Ausbau mit Kooperationspartnern vorangetrieben werden.
Lebensqualität
Der Wanderungssaldo ist kreisweit immer noch schwach positiv. Der Altersquotient liegt zwar derzeit noch im Mittelfeld in NRW, ist aber rückläufig. Das verdeutlicht, dass alle Kommunen Gefahr laufen, in Zukunft zu überaltern. Ein Grund für diese Entwicklung ist die teilweise schlechte Anbindung zur nächsten Autobahn, die insbesondere junge Menschen in ihrer Mobilität hemmt. Und auch die Ärzteversorgung ist im Kreis sehr unterschiedlich. Hier liegen einige Städte am unteren Ende des Rankings.
Ein deutlicher Vorteil der Region Hochsauerland ist der große Anteil an naturnahen Flächen. Hier konnten sich alle Städte unter den Top 100-Kommunen platzieren und bieten damit viele Erholungsmöglichkeiten für die Bewohner.
Neuhaus: „Die Studie belegt, dass viele Faktoren das Hochsauerland zu einem hochwertigen Lebensraum und attraktiven Wirtschaftsstandort machen. Neben diesen Vorteilen sprechen aber gerade für junge Menschen einige Aspekte gegen das Hochsauerland als Lebensmittelpunkt. Um die momentan noch bestehenden Nachteile der einzelnen Städte zu beseitigen, ist die Kommunalpolitik gefordert, die Infrastruktur aufzubauen und für junge Mediziner Programme und Konzepte zu entwickeln, um sie von den Vorteilen einer Haus- oder Facharztpraxis im Hochsauerlandkreis zu überzeugen. Um die Innovationskraft der Region zu stärken, sollte u.a. der Wissenstransfer zwischen der heimischen Wirtschaft und der Fachhochschule weiter ausgebaut oder auch Innovationsforen geschaffen werden.“