Durch den digitalen Wandel verändern sich branchenübergreifend viele Berufe. Das muss auch in der Berufsausbildung berücksichtigt werden. Doch nicht nur digitale Kompetenzen werden für viele Tätigkeiten wichtiger, auch die Vermittlung von Selbst- und Sozialkompetenzen hat in den vergangenen drei Jahren an Bedeutung für das Berufsbildungspersonal gewonnen. Etwa 90 Prozent der Ausbilder und mehr als 75 Prozent der Berufsschullehrer geben an, dass das Vermitteln sogenannter Soft Skills wie zum Beispiel Selbstreflexion, Zielstrebigkeit und Teamfähigkeit in einer sich laufend wandelnden Arbeitswelt immer bedeutsamer wird.
Gestiegener Anpassungsdruck
Den Anpassungsdruck durch neue Anforderungen der Arbeitswelt spürt das Berufsbildungspersonal deutlich. Die Mehrheit berichtet von einer erhöhten Veränderungsgeschwindigkeit der beruflichen Bildung. Unter den Lehrkräften sind es lediglich rund 65 Prozent. Generell berichten Ausbilder von mehr digitalisierungsbedingten Veränderungen als ihre Kollegen an den Berufsschulen. Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings nicht, dass Lehrkräfte besser mit den Veränderungen umgehen können. Berufsschullehrer geben tatsächlich häufiger an, dass ihnen die knappe Zeit zu schaffen macht.
Unter den Ausbildern sind es mit acht von zehn etwas weniger. Das scheint auf den ersten Blick widersprüchlich zu sein. Möglicherweise können Ausbilder die zusätzlichen Anforderungen schlicht besser bewältigen als Lehrkräfte – etwa, weil die Betriebe die verfügbaren technischen und personellen Ressourcen leichter aufstocken können oder weil der Erwerb der digitalen Kompetenzen im betrieblichen Arbeitsprozess leichter möglich ist als an den Berufsschulen.
Chancen der Digitalisierung überwiegen
Trotz gestiegener Anforderung sehen beide Gruppen in der Digitalisierung mehr Potenziale als Hürden. Dabei stehen vor allem jene, die häufig digitale Lernmedien einsetzen und digitale Kompetenzen intensiver vermitteln, dem digitalen Wandel optimistisch gegenüber. Das gilt nicht nur für den Teil des Berufsbildungspersonals, der schon im Vorfeld von der Ausbildung 4.0 überzeugt war, sondern auch für all jene, die eine digitalere Berufsausbildung erst durch die Beschäftigung mit dem Thema als etwas Positives erfahren haben.