Hagby engagiert sich bereits seit mehr 10 Jahren als stellvertretender Vorsitzender für den Unternehmensverband Westfalen-Mitte. Nach eigener Aussage übernimmt er den Vorsitz mit Freude: „Ich freue mich auf diese Position und die zukünftige Arbeit im Unternehmensverband. Der Verband vertritt die Interessen von rund 340 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt ca. 50.000 Beschäftigten – damit ist eine große Verantwortung verbunden, die ich sehr gerne annehme. Ich freue mich über das einstimmige Votum der Mitgliederversammlung und werde mich möglichst schnell einarbeiten, damit ich Egbert Neuhaus ein würdiger Nachfolger sein kann.“ Als neuer Vorsitzender hat sich Dag Hagby, gebürtiger Norweger, die strategische Weiterentwicklung des Verbandes vorgenommen, damit der Verband auch weiterhin ein wichtiger Dienstleister ist und den Mitgliedsunternehmen als gern genutzter Netzwerkpartner zum gegenseitigen Austausch zur Verfügung steht. Mit Blick auf die noch in diesem Jahr anstehende Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie, stellt er fest: „Wir als Unternehmensverband werden auch in Zukunft für einen konsequenten, berechenbaren und respektvollen Umgang mit unserem Tarifpartner einstehen.“
Der Referent des Abends, Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft, analysierte das Ergebnis der Europawahl in Bezug auf die Standortbedingungen, die Wettbewerbsfähigkeit und den Systemkonflikt mit China und den USA.
Zur Definition des Standorts Europa zählt, dass die Verteidigungsfähigkeit durch den Krieg in der Ukraine und weiterer äußere Einflüsse mehr in den Fokus rückt. Darüber hinaus sieht er die Prognose der EU derzeit ungünstig, weil die Alterung der Bevölkerung voranschreitet. Allerdings bestehe durch eine gesteuerte Zuwanderung durchaus Potential. Laut Hüther ist die Volksrepublik China einem Problem ausgesetzt: Er erwartet einen Bevölkerungsrückgang als Auswirkung der 1-Kind-Politik.
Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in der EU schätzt der Wirtschaftsexperte nur als bedingt ein. Als Beispiel führte er die Deutsche Bahn an. Sie gilt nach seiner Ansicht als unzuverlässiger Dienstleister mit unzureichender Infrastruktur. Er fordert hier kluge Lösungen und Investitionskonzepte, um die Lücken nachhaltig zu schließen. Um diese Ziele zu erreichen, fordert er eine Optimierung und Lockerung der Schuldenbremse. Kritik übte er auch am Lieferkettengesetz. Dieses sei zu bürokratisch und produziere ein Übermaß an Berichten, die niemandem nützen und auch niemanden interessieren.
Insgesamt zeigte sich Prof. Dr. Hüther mit dem Ergebnis der Europawahl zufrieden: „Die Bürger haben verantwortungsvoll abgestimmt und der erwartete deutliche Rechtsruck ist weitgehend ausgeblieben. Die Mehrheit entschied sich für Parteienbündnisse der `Mitte´ und damit für eine Kooperationsfähigkeit, die den Parteien des rechten Spektrums derzeit noch fehlt.“